Progressive Myopie im Kindes– und Jugendalter

Progressive Myopie (=zunehmende Kurzsichtigkeit) im Kindes– und Jugendalter

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Kurzsichtigkeit ist weltweit die häufigste Sehstörung. Sie beginnt typischerweise im Kindesalter zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr. In Europa sind ca. 2/3 aller jungen Erwachsenen bereits kurzsichtig, in Asien sind es 80%.

Ursachen für die Kurzsichtigkeit sind neben genetischen Faktoren besonders ab Schulbeginn die Zunahme des Nahsehens. Durch intensive Naharbeit (Handy, Bildschirm, Lesen usw.) wird das Auge stimuliert in die Länge zu wachsen. Wer mehr Zeit mit Nahsicht in geschlossenen Räumen verbringt, hat ein erhöhtes Risiko kurzsichtig zu werden. Entgegenwirken kann man mit einem „normalen“ Leseabstand (30-40cm) und gutem Licht. Außerdem werden täglich 2 Stunden im Freien empfohlen. Der Blick in die Ferne und das Tageslicht reduzieren ebenfalls das Risiko kurzsichtig zu werden. Je früher die Kurzsichtigkeit auftritt, desto höher kann das endgültige Ausmaß sein. Meist kommt die Kurzsichtigkeit im Alter von 20-25 Jahren zum Stillstand.

Folgen einer Kurzsichtigkeit

Bei hoher Kurzsichtigkeit (über 6 Dioptrien) steigt das Risiko für ernste Folgeerkrankungen wie z.B. Netzhautablösung, Makuladegeneration oder Grüner Star. Eine Kurzsichtigkeit bildet sich nicht zurück, allerdings kann das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit eingedämmt werden. Daher ist eine frühe Erkennung im Kindesalter notwendig.

Therapiemöglichkeiten

Wenn ein Kind bereits kurzsichtig ist und eine Zunahme von mindestens -0,50 Dioptrie pro Jahr aufweist, spricht man von einer progressiven Myopie. Wichtig ist eine frühzeitige augenfachärztliche/orthoptische Kontrolle.

In erster Linie muss die Fehlsichtigkeit korrigiert werden, wobei darauf zu achten ist, dass nicht überkorrigiert, also eine zu starke Brille verordnet wird. Daher ist es bei Kindern wichtig nicht nur eine subjektive Brillenglasbestimmung zu machen, sondern auch eine objektive Bestimmung der Kurzsichtigkeit mittels pupillenerweiternder Tropfen in einer Augenarztpraxis durchführen zu lassen.

Weitere Therapiemöglichkeiten bei einer progressiven Myopie sind:

 

Atropintherapie:

hochverdünntes Atropin (0,01% oder 0,05%,) wird täglich abends in beide Augen getropft. Nebenwirkungen können (besonders zu Beginn) gering erweiterte Pupillen und ein leichtes Verschwommensehen in der Nähe sein. Beides tritt selten auf, ist harmlos, sollte aber im Alltag für die Patient:innen nicht störend sein.

Optische Versorgung:

  • Spezielle Brillengläser
    Seit kurzer Zeit gibt es auch spezielle Brillengläser, die die Zunahme der Kurzsichtigkeit eindämmen.
  • Spezielle Kontaktlinsen:

Spezielle Kontaktlinsen, die dem Auge vortäuschen schon kurzsichtig zu sein und so die weitere Zunahme der Kurzsichtigkeit bremsen, stellen vor allem für Kinder die gerne Sport betreiben eine gute Alternative dar.

Weiters werden bei zunehmender Kurzsichtigkeit auch orthokeratologische Kontaktlinsen (=Nacht-Kontaktlinsen) angepasst.

Kontaktlinsen müssen von Spezialist:innen angepasst und engmaschig kontrolliert werden.

Tageslicht:

  • Mindestens 2 Stunden/Tag, siehe oben.

Wichtig und unerlässlich sind regelmäßige Kontrollen bei Augenfachärzt:in und Orthoptist:in.

Lösungsorientierte Gespräche zum Therapieablauf und zu auftretenden Fragen/Problemen sollen die Behandlung der progressiven Myopie über Jahre begleiten.

Weiterführende Links:

Myopie Vorsorge bei Kindern – ÖOG

 

 

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