
Kopfschmerzen
Können auch durch Funktionsstörungen der Augen verursacht werden
Viele wissen nicht, dass zahlreiche Augenbeschwerden Kopfschmerzen auslösen können.
Der Mensch möchte SCHARF und EINFACH sehen. Wenn dies nicht dauerhaft gelingt, versucht das Sehsystem diesen Idealzustand dennoch zu erreichen. Da die Augen im Wachzustand immer aktiv sind, können Doppelbilder, wackelnde Bilder, Vermeidungsverhalten (wie Leseunlust) oder Kopfschmerzen als Zeichen einer Überanstrengung des Sehsystems entstehen.
AUGEN-bedingte Kopfschmerzen können durch unbehandelte Sehfehler (fehlende Brille) oder Schielneigung entstehen.
Beides ist gut behandelbar. Eine umfassende Augenuntersuchung ist bei wiederkehrenden Kopfschmerzen zu empfehlen.
Ursachen für AUGEN-bedingte Kopfschmerzen
- Nicht behandelte, versteckte Sehfehler (Fehlsichtigkeit)
Eine fehlende Brille kann insbesondere ab dem Schulalter Beschwerden bereiten. Das Sehsystem versucht durch Augenkneifen und Augenanstrengung ein scharfes Bild zu erreichen, in der Folge treten häufig Augentränen, Augenentzündungen, Augen- und Kopfschmerzen auf.
- Störungen in der Zusammenarbeit der Augen (Schielneigung)
Um EINFACH sehen zu können müssen BEIDE Augen sich genau auf ein Objekt ausrichten. Bei Schielneigung gelingt dies nur mit Anstrengung. Das Sehsystem versucht über mehrere Mechanismen die Augen dennoch auf das Objekt auszurichten. Wenn das Sehsystem nur unter Anstrengung funktioniert kann dies zu massiven Augen- und Kopfschmerzen führen, bis hin zu Übelkeit und Erbrechen (Asthenopie) oder zeitweisen Doppelbildern.
- Organische Ursachen am Auge
Ein z. B. massiv erhöhter Augendruck (Glaukom) kann massive Augen- und Kopfschmerzen auslösen. Dies wird durch eine augenärztliche Untersuchung ausgeschlossen.
Orthoptik bei AUGEN-bedingten Kopfschmerzen

Die Orthoptische Untersuchung bei Verdacht auf AUGEN-bedingte Kopfschmerzen umfasst u.a. eine detaillierte Untersuchung der Zusammenarbeit der beiden Augen, der Augenbewegungen, des Scharfstellmechanismus, der Sehkraft (auch unter Belastung) und häufig eine Tropfuntersuchung um versteckte Sehfehler zu erheben.
Nach Ausschluss einer organischen Ursache (augenärztlicher Befund) wird bei Fehlen von anderen ev. ursächlichen Allgemeinerkrankungen bzw. bei Fehlen von Hinweisen auf hirnbedingte Kopfschmerzursachen (neurologische Ursache) als erster Schritt zumeist der versteckte Sehfehler korrigiert.
Wenn bei einer Nachkontrolle die Beschwerden nicht vollständig behoben sind, können weitere Therapieschritte wie Nahbrille, Unterstützung für die Beidäugigkeit (Prismen) etc. eingeleitet werden.
Was tun bei unklaren, wiederkehrenden Kopfschmerzen?
Orthoptist:innen sind die medizinischen Expert:innen für Störungen der beidäugigen Zusammenarbeit Ihrer Augen. In Zusammenschau mit dem Organbefund (augenärztlicher Befund) kann entschieden werden wie Ihnen am besten geholfen werden kann:

- Brillen zum Ausgleich auch kleinster Sehstörungen (Fehlsichtigkeiten)
- Anpassung von Prismen, wenn Störungen im Zusammenspiel der Augen bestehen.
- Augentraining (orthoptisches Visualtraining) wird in ausgewählten Fällen nach Ausschöpfen der anderen Mittel angewandt. Aus medizinischer, orthoptischer Sicht sind Augenübungen gerade bei bereits bestehender Überlastung des Sehsystem selten das erste Mittel.
Besonders wenn das Sehsystem lange überlastet war, kann es auch etwas Zeit brauchen bis die Augen durch die orthoptische Therapie wieder entspannt sehen lernen!
MERKE: Auch wenn Sie spontan beim Sehtest 100 % Sehkraft haben, können versteckte Sehfehler und Schielstellungen vor allem bei Anstrengung zu Beschwerden (Kopfschmerz) führen. Fragen Sie Ihre Orthoptist:innen.
Autorin
FH-Prof. Mag. Ruth E. Resch, Orthoptistin
Quellen
- Kaufmann, H., & Steffen, H. (2012) Strabismus. Stuttgart: Thieme.