
Ziel der orthoptischen Visualtherapie ist es, durch gezielte und individuell zusammengestellte Übungen die Qualität des beidäugigen Sehens / des Binokularsehens zu trainieren und zu festigen.
Unter Binokularsehen (binokular = mit beiden Augen gemeinsam) versteht man alle sensorischen (sensorisch = hier bezeichnet es den gesamten visuellen Wahrnehmungsvorgang) und motorischen Aspekte des gemeinsamen Sehens des rechten und des linken Auges.
Das Binokularsehen wird in drei große Gruppen eingeteilt:
- Simultansehen – gleichzeitiges Wahrnehmen der Bilder beider Augen, ohne diese beiden Bilder zu verschmelzen = minderwertiges Binokularsehen
- Fusion – ermöglicht das Verschmelzen beider Bilder zu einem einzigen Seheindruck =qualitativ schon etwas hochwertigeres Binokularsehen
- Stereosehen – räumliches Sehen = stellt so zu sagen die „S-Klasse“ des beidäugigen Sehens dar. Selbst in dieser Gruppe gibt es noch leichte Qualitätsunterschiede.
Jedem Binokulartraining geht eine ausführliche orthoptische Abklärung voraus, um die jeweilige Qualitätsstufe des beidäugigen Sehens ermitteln zu können.
Das anschließende Binokulartraining setzt sich dann aus mehreren Übungen verschiedener Übungsgruppen zusammen, die individuell der jeweiligen Qualitätsstufe des beidäugigen Sehens und dem Alter des Patienten angepasst werden.
Es werden Übungen aus den Gruppen:
- Augenmuskeltraining / Augenbewegungstraining
- Akkommodationsübungen
- Vergenzübungen *
- vertiefende Binokularübungen
ausgewählt und noch durch
- visuelle Entspannungsübungen
- Informationen zu einer „augenfreundlichen“ Umweltgestaltung ergänzt.
Die Übungen werden anfangs unter fachgerechter Anleitung erlernt und können dann gut zu Hause selbständig durchgeführt werden.
* Vergenzen sind Einwärts- und Auswärtsbewegungen beider Augen, um die Fixation eines Gegenstandes, der sich annähert oder entfernt aufrecht erhalten zu können und nicht visuell zu verlieren.