Bei der orthoptischen Untersuchung wurde ein Schielen festgestellt.

Schielen bedeutet: die beiden Augen schauen nicht in die gleiche Richtung. Ein Auge weicht nach innen (zur Nase) oder nach außen (zur Schläfe) ab.
Schielen kann ständig auftreten oder zeitweise.

Wichtig: Schielen ist eine Krankheit, kein Schönheitsfehler!

Wird Schielen – auch kleine Schielwinkel, die kosmetisch unauffällig sind und nicht stören – nicht behandelt, kann dies zu wesentlichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität führen.
Durch ein nicht behandeltes Schielen kann sich die Sehkraft des schielenden Auges nicht entwickeln und festigen. Das Auge bleibt sehschwach = amblyop.
Schielende Menschen haben in der Regel auch kein 3-dimensionales, also räumliches Sehen.
Im Erwachsenenalter birgt Schielen die Gefahr von Einschränkungen bei der Berufswahl, beim Führerschein, Probleme bei der Bildschirmarbeit und im schlimmsten Fall auch echte Sehbehinderung bei Verlust des gut sehenden Auges (z.B. durch Unfall, Verletzung)

Wie kann man Schielen behandeln?

  • Oberstes Ziel ist es, die durch ständiges Schielen entstehbare Schwachsichtigkeit =Amblyopie eines Auges zu verhindern bzw. zu behandeln.
  • Die Qualität der Zusammenarbeit beider Augen stabilisieren
  • Die kosmetische Augenstellung verbessern.

Wie kann man diese Ziele erreichen?

  • Die meisten Kinder, die schielen, müssen auch eine Brille tragen, denn häufig haben diese Kinder auch einen Sehfehler (Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit, Hornhautverkrümmung). Dieser Sehfehler wird durch eine Untersuchung mit durch Augentropfen erweiterten Pupillen gemessen. Die optimale Brille soll vom Kind immer getragen werden!
  • Der nächste Behandlungsschritt des Schielens ist die Okklusion = Abdeckung des guten Auges, um das sehschwache, schielende Auge zu trainieren. Der Rhythmus des Abdeckens mit einem Augenpflaster wird durch die Orthoptistin/den Orthoptisten festgelegt.
  • Wenn nötig Übungen zur Verbesserung der Sehleistung unter Anleitung einer Orthoptistin/eines Orthoptisten
  • Wenn nötig Ausgleich des Schielwinkels mit einer Prismenkorrektur in der Brille um z.B. die Zusammenarbeit beider Augen aufrecht zu erhalten
  • Manche Kinder benötigen eine Schieloperation, welche die kosmetische und/oder funktionelle Augenstellung verbessert. Eine Schieloperation hat keinen Einfluß auf die Sehleistung des Einzelauges! Sie ersetzt weder Brillenkorrektur noch die Okklusion (Abdecken des gut sehenden Auges mit einem Augenpflaster)

Für den Behandlungserfolg von Schielen von Bedeutung sind:

  • möglichst früher Therapiebeginn (es ist nie zu früh)
  • konsequente, regelmäßige Okklusionstherapie unter der Anleitung der Orthoptistin/des Orthoptisten
  • regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei der Orthoptistin/des Orthoptisten

Die Behandlung der Schwachsichtigkeit bei ständigem Schielen kann einige Jahre dauern. Die Schielbehandlung erfordert viel Geduld vom Patienten und den Angehörigen. Eine Heilung – je nach Schielform – ohne Einhaltung der Behandlungsschritte ist nicht möglich.

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