Neurologische Erkrankungen können zu Sehstörungen führen und den Alltag negativ beeinträchtigen. Ein Großteil aller Patientinnen und Patienten leidet nach Schlaganfällen, Schädel-Hirn-Traumen oder bei degenerativen Erkrankungen wie Multipler Sklerose oder Morbus Parkinson an Sehstörungen unterschiedlicher Art.

Mittels umfangreicher Diagnostik und entsprechender Therapie unterstützen Orthoptistinnen und Orthoptisten die Patientinnen und Patienten in der Rehabilitation. Die Untersuchung und Therapie des visuellen Systems ist ein wertvoller Beitrag und schafft bestmögliche Voraussetzungen für die Rehabilitation im interdisziplinären Team. Die Zusammenarbeit mit Augenfachärztinnen und Augenfachärzten, Neurologinnen und Neurologen, Psychologinnen und Psychologen sowie anderen therapeutischen Berufsgruppen erweist sich als sehr positiv.

Beschwerden – Die Welt „mit anderen Augen“ sehen

Je nach Ort der Hirnschädigung sind visuelle Zentren mit unterschiedlichen Funktionen betroffen. Folgende Beschwerden können auftreten:

  • herabgesetztes Sehvermögen
  • Doppelbilder als Folge von Störungen der Augenbewegungen
  • Probleme bei der Distanzabschätzung
  • Gesichtsfeldausfälle, welche zum Übersehen von Hindernissen führen können
  • gestörte räumliche Orientierung
  • Probleme beim Lesen
  • gestörte Farb- und Kontrastwahrnehmung

Diagnostik – Was die Augen über den Schaden im Gehirn verraten

Orthoptistinnen und Orthoptisten stehen eine Reihe spezieller Untersuchungen des visuellen Systems zur Verfügung. Die orthoptische Abklärung ist eine wichtige Voraussetzung für die Planung der Therapie und umfasst die:

  • Erhebung der Beschwerden im Rahmen des Anamnesegesprächs
  • Bestimmung der Sehschärfe, der Farb- und Kontrastwahrnehmung
  • Beurteilung der Augenbewegungen
  • Überprüfung des beidäugigen Sehens
  • Gesichtsfelduntersuchung
  • Untersuchung der Lesefähigkeit

Therapie – Kompensationsstrategien erlernen

Ziel der therapeutischen Maßnahmen ist die Verbesserung der individuellen Lebenssituation. Dieses Ziel ist nicht nur dann erreicht, wenn störende Doppelbilder beseitigt, eine herabgesetzte Sehschärfe verbessert oder die Lesefähigkeit wiedererlangt wird. Auch wenn Symptome keine Verbesserung zeigen, können Patientinnen und Patienten lernen, diese zu akzeptieren und Kompensationsstrategien anzuwenden.

Die therapeutischen Maßnahmen der Orthoptistinnen und Orthoptisten umfassen:

  • Ausgleich von Doppelbildern, z.B. mit optischen Hilfsmitteln
  • Therapie bei Gesichtsfeldausfällen und visuellem Neglect (Halbseitenvernachlässigung)
  • orthoptische Visualtherapie bei Störungen des beidäugigen Sehens
  • Lesetraining
  • Anpassung vergrößernder Sehhilfen
  • Hilfsmittelausstattung und Beratung
  • Training zur besseren visuellen Orientierung im Alltag
  • bei Bedarf Kontaktaufnahme mit weiterführenden Stellen (z.B. Spezialambulanzen)
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