Frau liest mit Lupe

Sehbehinderung

Ursachen und Hilfestellungen

Besteht eine verringerte Sehkraft ist es wichtig, die Ursache der Sehschädigung abzuklären. Nur mit dem Wissen der Ursache kann eine zielgenaue Hilfsmittelversorgung, eine visuellen (Re-)Habilitation und weitere Begleitung eingeleitete werden. 

Eine Sehschädigung oder -behinderung besteht, wenn die Sehkraft 30 % oder weniger beträgt1 und/oder Störungen des peripheren Sehens (Gesichtsfeld) vorliegen.

Je nach Ausprägung kann Pflegegeld beantragt werden2.

Sehbehinderungen können angeboren sein oder durch Augenerkrankung, Hirnschädigungen oder Verletzungen erworben werden. Je nach Ursache entwickelt sich eine erworbene Sehbehinderung langsam oder rasch fortschreitend oder bleibt stabil.


Bei welchen Erkrankungen kann Sehminderung-/Sehbehinderung eintreten?

Die Ursachen einer Sehbehinderung können organisch oder funktionell bedingt, angeboren oder erworben sein.

  • organische Veränderungen am Auge
    Häufig werden Sehbehinderungen durch Erkrankungen der Netzhaut verursacht z.B. durch Diabethes mellitus, altersbedingter Makuladegeneration, hohe Kurzsichtigkeit. Auch ein erhöhter Augendruck (Glaukom), Linsentrübungen (Katarakt), Schädigungen an Sehnerv oder der Hornhaut können zu einer Sehminderung führen.
     
  • Hirnschädigungen
    Bei Verletzungen oder Erkrankungen von Hirnstrukturen, die für die Ausarbeitung des Seheindruckes verantwortlich sind, kann es je nach Ausprägung zu einer Sehbehinderung kommen.


Welche Hilfen gibt es bei Sehminderung?

  • Früherkennung und frühzeitige medizinische Interventionen
    Durch frühzeitige medizinische Behandlungen soll das Fortschreiten der Erkrankung vermieden und das Sehvermögen bestmöglich erhalten werden. Dazu können auch operative Eingriffe oder medikamentöse Therapien erforderlich sein. 
Hellfeldlupe
  • Sehanwendungsberatung
    Orthoptist:innen beurteilen in einer orthoptischen Funktionsdiagnostik die vorhandenen Sehrest-Funktionen. Darauf aufbauend können Empfehlungen für die Umfeldgestaltung (Kontraste steigern, ideales Licht,...) besprochen werden.
     
  • Versorgung mit Sehhilfen und Hilfsmitteln
    Für blinde und sehbehinderte Menschen stehen eine Vielzahl an Hilfsmitteln zur Verfügung. Je nach Vergrößerungsbedarf, Sehrestfunktion und Verwendungsbereich kommen unterschiedliche Hilfsmittel (optische, elektronische Sehhilfen, Beleuchtung, Vorlesegeräte, .. ) zum Einsatz.
     
  • Seh-Frühförderung
    Für sehbehinderte Kinder bis zum Schuleintritt schafft die pädagogische Sehfrühförderung in Zusammenarbeit mit den Eltern förderliche Rahmenbedingungen für die Entwicklung sehgeschädigter Kinder.
     
  • Training in Orientierung und Mobilität (O&M-Training)
    In einem speziellen Training erlernen blinde und sehbehinderte Menschen Techniken um sich möglichst selbstständig bewegen zu können.
Mann zeigt einer Frau eine Sehzeichenkarte
  • Training in Lebenspraktischen Fertigkeiten (LPF-Training)
    Im LPF-Unterricht lernen blinde und sehbehinderte Menschen spezielle Techniken, Methoden und Strategien, um Aktivitäten des täglichen Lebens eigenständig bewältigen und ihr Leben selbstbestimmt gestalten zu können.
     
  • Makulaschulung
    Bei altersbedingter Makuladegeneration werden durch einfache, speziell auf die Erkrankung abgestimmte Übungen vorhandene Sehrestinseln auf der Netzhaut sensibilisiert und stimuliert mit dem Ziel den Seheindruck zu verbessern. Fragen Sie Ihre Orthoptist:innen.
     
  • Soziale Hilfen
    Beratungsstellen für sehbehinderte und blinde Menschen (Hilfsgemeinschaft, BSVÖ) geben Auskunft über Sozialleistungen und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten.
     
  • Weitervermittlung an Blindenverband und andere Trainings- und Fördereinrichtungen (Selbsthilfegruppen, Förderzentren)


Was tun bei Sehminderung?

Hilfe bei Sehveränderungen finden Sie in der Augenheilkunde.
Bei Sehminderung ist eine exakte Ursachenklärung entscheidend: Die Kombination aus Organbefund (Augenärzt:in) und Erhebung der Rest-Sehfunktion (Orthoptist:innen, Low Visionberater:innen) erlaubt eine optimale individuelle Hilfsmittelanpassung und Begleitung Betroffener. 

Wichtig ist, dass Sie genau über Ihren Befund Bescheid wissen, wie und mit welchen Hilfsmitteln Sie am besten „Schauen“ können und welche Hilfsmittel, Therapien und soziale Hilfen für Sie noch in Frage kommen.
 

ÜBRIGENS: Wer BLIND ist, sieht nicht alles ganz finster oder schwarz. Es gibt viele Abstufungen von Blindheit. Bei völlig erloschenem Sehvermögen kann kein Lichtreiz mehr wahrgenommen werden. Man sieht dann nichts, aber eben nicht schwarz.

 

Autorin

FH-Prof. Mag. Ruth E. Resch, Orthoptistin

Quellen

  1. Gruber, H. & Hammer, A. (2002): Ich sehe anders. Würzburg
  2. Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich: https://www.blindenverband.at 
  3. Hilfsgemeinschaft der Blinden uns Sehschwachen Österreichs: https://www.hilfsgemeinschaft.at