
Diagnostik
Die Ursachen von Beschwerden, wie z.B. Schielen, Fehlsichtigkeit oder Schwachsichtigkeit werden in der orthoptischen Untersuchung, durchgeführt von einer Orthoptistin/einem Orthoptisten, festgestellt. Die Diagnostik stellt daher die Grundlage auf dem Weg zur optimalen Therapie dar.
Der Ablauf einer orthoptischen Untersuchung
Zu Beginn der Untersuchung werden mittels eines Gerätes kontaktlos die Dioptrien des Auges im Überblick gemessen, sowie die Dioptrien eventuell vorhandener Brillen bestimmt. Danach werden in einem genauen Anamnesegespräch der Grund des Besuches sowie die Beschwerden durch die Orthoptistin/den Orthoptisten erfragt. Sobald in dem Gespräch alle medizinisch relevanten Informationen erhoben wurden, wird in einem nächsten Schritt die Sehleistung geprüft und eine eventuell benötigte Brillenstärke bestimmt.
Anschließend prüft die Orthoptistin/der Orthoptist, ob ein Schielen vorliegt, wie das Zusammenspiel beider Augen funktioniert und ob ein beidäugiges bzw. ein 3D Sehen vorhanden ist.
Je nach dem Beschwerdebild werden weitere Untersuchungsschritte individuell auf die Anliegen der Patientinnen und Patienten abgestimmt und veranlasst, wie z.B.:
- Gesichtsfelduntersuchung
- Untersuchung des Farbsehens
- Zusatzuntersuchungen bei Autoimmunerkrankungen, Augenmuskellähmungen, neurologischen Beschwerden oder vor geplanten Schieloperationen
Am Ende der orthoptischen Untersuchung bespricht die Orthoptistin/der Orthoptist das Ergebnis der Untersuchung mit den Patientinnen und Patienten und erläutert den orthoptischen Therapievorschlag. Daran anschließend wird in einer augenärztlichen Untersuchung der Augenhintergrund begutachtet sowie der Augendruck gemessen und, falls notwendig, ein zusätzlicher ärztlicher Therapievorschlag abgegeben.
Wie wird Schielen festgestellt?
Um Objekte räumlich wahrnehmen zu können, müssen unsere Augen parallel auf das selbe Objekt gerichtet sein. Beim Schielen, auch Strabismus genannt, weicht eine Sehachse der beiden Augen vom zu fixierenden Objekt ab. Schielen kann nicht nur angeboren, sondern auch in späteren Jahren erworben sein und ist nicht in jedem Fall kosmetisch auffällig.
Wie wird eine Fehlsichtigkeit festgestellt?
Als Fehlsichtigkeit (Ametropie) bezeichnet man Kurz- und Weitsichtigkeit, sowie Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) und Alterssichtigkeit. Es handelt sich dabei eigentlich nicht um Krankheiten sondern um sog. Refraktionsanomalien und steht als Gegensatz zum Begriff Normalsichtigkeit (Emmetropie) und damit für Abweichungen von der physiologischen Norm. Fehlsichtigkeit ist durch eine unscharfe Abbildung charakterisiert, die durch eine Sehhilfe ausgeglichen werden kann.
Arten der Fehlsichtigkeit?
Der Begriff Fehlsichtigkeit fasst das gesamte Spektrum von Augen- und Sehproblemen zusammen. Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Hornhautverkrümmungen der Augen sind typische Fehlsichtigkeiten, die Millionen von Menschen betreffen. Fehlsichtigkeiten entwickeln sich in der Regel schleichend. Ein Sehtest reicht oft aus um Gewissheit zu erhalten.
Orthoptik ≠ Optik
Auch wenn das Wort „Optik“ (=Sehen) in Orthoptik vorkommt, haben Orthoptistinnen und Orthoptisten nur sehr wenig mit dem Handwerk von Optikerinnen und Optikern zu tun.
Ein wesentlicher Unterschied besteht im Tätigkeitsfeld der beiden Berufsgruppen. Während Optikerinnen und Optiker hauptsächlich im Bereich „Verkauf und Fertigung/Anpassung“ von Brillen und Kontaktlinsen tätig sind, arbeiten Orthoptistinnen und Orthoptisten zusammen mit Augenfachärztinnen und Augenfachärzten im medizinischen Bereich. Orthoptistinnen und Orthoptisten sind zudem im Umgang mit Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen (z. B. Sehbehinderung), Menschen nach neurologischen Geschehnissen oder Erkrankungen sowie im Umgang mit Kindern speziell geschult und können sich dadurch an die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten anpassen. Durch laufende Fortbildungen und gesetzlichen Vorgaben (z. B. Patientenrechte) ist zum Wohle der Patientin/des Patienten eine „up-to-date“ Betreuung durch die Orthoptistin/den Orthoptisten möglich.
Die benötige Brillenstärke wird sowohl von Optikerinnen/Optikern als auch von Orthoptistinnen/Orthoptisten und Augenfachärztinnen/Augenfachärzten ermittelt. Sollten allerdings Beschwerden wie z. B. Kopfschmerzen, Sehstörungen etc. bestehen, sollte immer ein Augenarztbesuch bevorzugt werden, da auch eine organische Ursache vorliegen kann.
Vorsicht sollte geboten sein, wenn Optikerinnen und Optiker auch augenärztliche Untersuchungen wie z. B. die Messung des Augeninnendruckes anbieten. Solche Untersuchungen ersetzen niemals die fachmännische Untersuchung durch eine Augenfachärztin/einen Augenfacharzt.