
Prävention
Um bleibende Sehschwächen möglichst frühzeitig zu erkennen, sind vorbeugende (präventive) Maßnahmen, zur frühzeitigen Erkennung von Sehfehlern und Schielabweichungen, eine essentielle Aufgabe von Orthoptistinnen/Orthoptisten. Das Ziel der vorbeugenden Maßnahmen ist es, Risikofaktoren zu vermindern. Orthoptistinnen/Orthoptisten verfügen über eine Vielzahl an Methoden, um unter Berücksichtigung klinischer Erfahrung Risikofaktoren zu erkennen, zu bewerten und relevante Lösungen auszuwählen und durchzuführen.
Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
Kein Kind ist zu jung für eine orthoptische Untersuchung!
Die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung gilt als wichtige Vorsorgeuntersuchung. Im 10.-14.Lebensmonat und im 22.-26.Lebensmonat wird eine Untersuchung der Augen im Mutter-Kind-Pass empfohlen. Diese Untersuchungen erfolgen spielerisch und bedürfen nicht einer verbalen Mitarbeit des Kindes.
Ablauf der orthoptischen und augenärztlichen Untersuchung im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung
Überprüfung des beidäugigen Sehens:
- Prüfung der Augenstellung – Liegt ein Schielen vor?
- Prüfung der Augenbeweglichkeit – Bewegen sich beide Augen in alle Richtungen gleichmäßig und seitengleich?
- Prüfung der Konvergenz – Bewegen sich beide Augen gleichmäßig nach innen? (wichtig beim Fixieren naher Gegenstände/Texte)
- Prüfung des räumlichen Sehens (3D-Bilder)
- Prüfung der Sehleistung (altersabhängig)
Diese Untersuchungen sind bereits im Alter von einigen Monaten möglich.
Bestimmung der Dioptrien (= Skiaskopie)
Die Skiaskopie ist die Ermittlung der objektiven Refraktion, d.h. das Feststellen einer Weit- oder Kurzsichtigkeit und/oder Hornhautverkrümmung mit Hilfe medikamentöser Pupillenerweiterung. Mit dieser Untersuchung können spielerisch die genauen Dioptrien festgestellt werden. Das Kind muss dazu nur auf ein Licht schauen; es muss aber nicht mitteilen, was es sieht.
Dem Kind werden pupillenerweiternde Augentropfen verabreicht. Nach einer Wirkzeit erweitern sich die Pupillen und das Kind sieht für mehrere Stunden in der Nähe schlechter/verschwommen und ist lichtempfindlich. Das Eintropfen ist aber unerlässlich für ein genaues Ergebnis und ein internationaler Standard.
Tipp: Nehmen Sie für den Heimweg eine Schirmkappe und/oder Sonnenbrille mit.
Die Untersuchung des Augenhintergrunds
[wird von einer Fachärztin/einem Facharzt für Augenheilkunde durchgeführt]
Bei dieser Untersuchung können organische Augenerkrankungen, wie z.B. grauer Star oder eine Netzhauterkrankung, ausgeschlossen werden.
Reihenuntersuchung in Kindergärten und Schulen
Orthoptist*innen führen Reihenuntersuchungen durch:
– bei Kindergartenkindern: seit 1971 in Salzburg, seit 1979 in Niederösterreich, seit 2019 in Tirol.
– bei Schulanfänger*innen seit 1979 in Salzburg.
Hierbei handelt es sich um ein Augen-Screening, bei dem die Sehschärfe, die Augenstellung, die Konvergenz, die Motilität, das Stereosehen und bei Bedarf das Farbsehen getestet werden. Kommt es zu Auffälligkeiten, wird eine an die Eltern adressierte schriftliche Empfehlung, eine Augenfachärztin/einen Augenfacharzt zu konsultieren, ausgehändigt.
Ziel dieser Reihenuntersuchungen ist es, bei möglichst allen drei bis sechsjährigen Kindern, bzw in der 1. Klasse Volksschule, eine Augenuntersuchung durchzuführen. So soll die Zeitspanne zwischen Mutter-Kind-Pass-Untersuchung und Schuleintritt überbrückt werden, um eine möglichst lückenlose medizinische Versorgung zu gewährleisten.

Wie lernen wir sehen?
Rund 80 % aller Informationen nehmen wir mit dem Sinnesorgan Auge auf. Eine verzögerte Sehentwicklung kann zu einer verzögerten Allgemeinentwicklung des Kindes führen.